Ehrlichkeit ist als höchstes Gut angesehen. „Du sollst nicht lügen“ steht so ähnlich schon in der Bibel.
Lügen gelten als moralisch verwerflich und zerstören Vertrauen. Doch in manchen Situationen kann es sein, dass eine Lüge den wahren Interessen aller Beteiligten besser dient als die schonungslose Wahrheit. Oder?

Um jemanden zu schützen

Stell dir vor, dein Arbeitskollege baut sich ein Doppelleben auf.
So mit allem Drum und Dran: neue Frau, neue Adresse, zweites Handy, neue E-Mail-Adresse usw.
Als du – relativ schnell – dahinterkommst, z. B. weil er sich im Job gar nicht viel Mühe gibt, es zu verbergen, bittet er dich, sein Geheimnis vor anderen zu bewahren. Obwohl du die Situation vielleicht anders beurteilen würdest, lügst du, um deinem Freund die Gefahr der Entdeckung zu ersparen. Damit schützt du ihn.

Und du schützt gleich noch jemanden: dich selbst, denn es erspart dir ein „Zwischen-den-Stühlen-sitzen“. Was gehen dich schließlich die anderen an?

Du schützt aber noch mindestens eine dritte Person: die Frau deines Freundes. Denn was hätte sie davon, wenn sie es wüsste? Das würde doch alles zerstören, ihre Familie, vor allem aber das Ansehen deines Freundes, das ihm so wichtig ist.
Besser also die Füße stillhalten. Vogel Strauß spielen.

Um Konflikte zu vermeiden

In manchen Situationen kann die Wahrheit so verletzend oder provokant sein, dass sie zu unnötigen Konflikten führt. Eine kleine Notlüge, um die Stimmung zu wahren und Streit – gar bis hin zur Scheidung – zu vermeiden, kann manchmal der Schlüssel zu einem harmonischen Miteinander sein.
Denn ganz ehrlich, das macht doch fast jeder.
Ein Doppelleben zu führen, ist schließlich nicht Ungewöhnliches.
Vor allem, wenn ein minderjähriges Kind beteiligt ist, tut man gut daran zu warten, bis es volljährig ist. Die Unterhaltsansprüche und so …
Und danach hat man das Überraschungsmoment auf seiner Seite.
Ein paar Jahre mehr oder weniger vom Leben, wen juckt das schon?

Um jemandem eine Freude zu bereiten

Kleine weiße Lügen können auch dazu dienen, anderen Menschen eine Freude zu bereiten.
Angenommen, die Frau deines Freundes fragt dich, ob ihr Mann vielleicht etwas verbirgt. Er wäre so komisch, würde sich kaum noch daheim blicken lassen, Termine verschieben …
Ständig Entschuldigungen hervorbringen wie Arbeit etc …

Ein ehrliches „Ja, tut er“ von dir würde sie wahrscheinlich richtig treffen. Vielleicht würde sie ihn sogar zur Rede stellen und das ganze mühsam aufgebaute Doppelleben würde in sich zusammenfallen wie ein Kartenhaus. Ihm drohten bereits jetzt finanzielle Nachteile, die Trennung vom Kind, und das will ja wirklich niemand.
In diesem Fall können eine kleine Lüge und ein gespieltes Lächeln viel mehr bewirken. Und Ruhe in die Kiste bringen. Erst einmal.

Wichtig ist doch:

  • Die Absicht hinter der Lüge: Lügen sollten niemals aus Bosheit oder gar Eigennutz geschehen, sondern immer mit dem Ziel, anderen zu helfen oder Konflikte zu vermeiden
  • Die Verhältnismäßigkeit: Eine kleine Notlüge mag in Ordnung sein, aber große Lügen und Täuschungen sind niemals gerechtfertigt.
  • Die Langzeitfolgen: Lügen sollten immer die Ausnahme sein und nicht zur Gewohnheit werden. Sonst kann Vertrauen zerstört und die Beziehung zu anderen Menschen nachhaltig geschädigt werden.

Letztendlich liegt die Entscheidung, ob und wann man lügen sollte, immer im Einzelfall.
Es gibt keine einfachen Regeln und man muss die Situation und die potenziellen Folgen genau abwägen. Wichtig ist, dass man stets ehrlich zu sich selbst ist und mit seinen Entscheidungen im Reinen leben kann.

Sarkasmus off.