Darf man eigentlich als Monatsrückblick ein leeres Blatt Papier abgeben? Nicht etwa, weil im Januar nichts passiert wäre. Sondern, weil einem angesichts der Highlights im eigenen Miniuniversum und der damit verglichenen Lowlights im echten Universum die Finger genauso einfrieren, wie der Atem stockt?
Mein Monatsrückblick ist für mich aber auch immer mein Tagebuch und Nachschlagewerk, daher habe ich mich entschlossen, die Seiten zu füllen. Mit meinen guten Momenten und auch den so bitteren für die Welt. Ein leeres Blatt ist keine Option.
Meine Highlights
Neujahrsgruß an der Türklinke
Neujahr habe ich eine kleine Wanderung gemacht. Und wie süß war es bitte, dass ich bei meiner Rückkehr diesen superlieben Neujahrsgruß an meiner Haustür fand? Ein guter Start ins neue Jahr! Vielen Dank, C und G!

Streetphotography bei Schneeregen
„… muss an die frische Luft!“ war die Motivation für den Fotowalk am 5. Januar. Die Motivation war wesentlich höher als die tatsächliche Ausbeute an Fotos, nur Schneeregen, Wind, Eiseskälte und blaue Finger gab es mehr als genug.

Der Donnerstag der Wahrheit
Im November hatte ich einen von der Krankenkasse angebotenen Gesundenuntersuchungs-Termin wahrgenommen und damals allerlei Blut abgegeben. Hintergrund: Fällt die Begutachtung der Gesamtkonstitution positiv aus, muss man für bestimmte Gesundheitsleistungen weniger zuzahlen. Man beginnt mit 20 % und kann sich hinunter arbeiten auf 5 %. Am Donnerstag fand also nun die Befundbesprechung statt.
Mein Ergebnis: Trotz meines ‚hohen’ Alters habe ich perfekte Werte, nichts tanzt aus der Reihe. Bewegung und gute Ernährung zeigen ihre Wirkung. Big smile! Ich bleibe wie auch die letzten 10 Jahre schon bei 5 %.
Sehr stürmische Zeiten
Am 12. Januar gab es richtig fetten Wind, und die geplante Wanderung fiel kürzer aus, weil der Wald mir zurief „Fahr nach Hause und bring dich nicht in Gefahr!“. Tatsächlich war es sehr stürmisch und als ich realisierte, dass bei dem Wetter wirklich außer mir niemand unterwegs war, machte ich noch ein paar Fotos für mein 12 von 12 und beschloss den Tag auf der gemütlichen Couch.

Meine erste „richtige“ Lesung
… fand in der Thalia-Buchhandlung auf der MaHü statt, der Mariahilferstraße in Wien. Geladen hatte Dr. Heinrich Thaler und gekommen waren viele! Mit Schmäh, viel Witz und Schmunzeln gab er einen Einblick in sein fünftes Buch „Medizin am A … Abgrund„.
Ein Auszug aus dem Klappentext:
„Als bekannter Schriftsteller, der er ebenso ist, stimmt er aber keinen wehleidigen Trauergesang an, sondern weist mit lyrischen Mitteln pointiert auf die Missstände hin, die jede und jeden betreffen. Bei aller Ernsthaftigkeit des Anliegens lässt er dabei viel Raum für sarkastische Wendungen –, in Bitterkeit mischt sich das Lachen und schafft so die nötige Distanz, um sich diesem Thema kritisch und schonungslos nähern zu können.“
Ich bin nun stolze Besitzerin meines ersten handsignierten Buches.

Frühstück bei …
Montagfrüh trafen wir uns zum Geburtstags-und-Weihnachtsgeschenke-Austausch-und-Plauder-Frühstück in der Seestadt beim Leo. Das Frühstück war gut, das Wetter grausig und daher fiel die für hinterher geplante Fototour ins Wasser.
Meine einzige Foto-Ausbeute:

Und es gibt sie doch!
Die Eisvögel! Mittlerweile kommen mir angesichts der vielen tollen Eisvogel-Bilder im Netz vor Neid ja fast die Tränen.
Doch brachte uns ein Facebook-Post auf die Spur eines Eisvogels ganz in der Nähe. Also fuhren wir am Sonntagnachmittag los und hatten tatsächlich Glück!

Frühling im Januar
Bei über 10 Grad Celsius machten wir uns am vorletzten Januartag auf die Suche nach Winterlingen im Grünen Prater. Gefunden haben wir sie nicht, aber gelaufen sind wir ordentlich! Kein schönes Foto, dafür stramme Wadln!

Welts Lowlights
Wieder da
Ich wünschte, es wäre tatsächlich nur ein Zirkus, der sich da auf der Weltbühne breitmacht.

Normalerweise schreibe ich meine MorüBlis „allein“, aber dieses Mal möchte ich den offenen Brief von Nina Barth, der Washington-Korrespondentin der ARD einfügen, der alles ausdrückt, war vermutlich Millionen Menschen in den USA (und anderswo) genauso empfinden:
„Liebe Frau Bischöfin,
Sie haben mich beeindruckt in dieser Woche. Und deshalb will ich einfach nur schnell DANKE sagen. Denn was Sie gemacht haben, war außergewöhnlich. Danke dafür – dass Sie den Mund aufgemacht haben. Dass Sie Donald Trump die Stirn geboten haben. Sich vor einem Millionenpublikum – denn der Gottesdienst zur Amtseinführung ist überall übertragen worden – dass Sie sich hingestellt und gemahnt haben. Um Barmherzigkeit gebeten haben für Migranten, für die LGBTQ-Community – für die, die Angst haben vor Präsident Trump und seinen Plänen. Weil Sie es nicht ertragen haben, was Donald Trump zur Amtseinführung und im Oval Office gesagt hat. Und vor allem, was er gemacht hat – wie am Fließband Erlasse unterschrieben. Viele von denen richten sich gegen illegal Eingewanderte und die LGBTQ-Community. Dass die Angst haben, ist klar.
Sie sind aufs Übelste beschimpft worden – ein republikanischer Abgeordneter hat sogar vorgeschlagen, sie auf die Abschiebe-Liste zu setzen. Aber ich bin sicher, Ihnen war klar, dass ein Shitstorm kommt – weil Sie einen Stachel ins Fleisch von Donald Trump gebohrt haben. Weil der es nämlich nicht gewohnt ist – außer im Gerichtssaal – ohne Widerspruch zuhören zu müssen – schon gar nicht einer Frau! Sein Gesicht, als Sie ihn um Gnade gebeten haben! Ihm war anzusehen, dass er gedacht hat ‚Wie kann sie es WAGEN?‘ Das war großartig.
Wird das jetzt was ändern? Natürlich nicht. Donald Trump glaubt, dass er von Gott auserwählt wurde, um Amerika wieder großartig zu machen.
Aber Sie als Bischöfin haben vor den Augen der Welt deutlich gemacht, dass Donald Trump und seine Maga-Leute Gottes Wort nicht gepachtet haben. Es hier noch Zivilcourage gibt. Dass die Amerikaner nicht alle durchgeknallt sind. Es gibt hier noch sowas wie Anstand und Mitgefühl.
Alles Gute und herzliche Grüße,
Nina Barth“
Augen verschließen und nur auf mich schauen? Keine Alternative!
Anfang bis Mitte des Monats war ich in einem tiefen Loch. Ich habe mir die – vor allem rechtsgerichteten und faschistischen – Ereignisse und Aussagen, Geschehnisse und Taten, die sich im Moment buchstäblich überschlagen, sehr zu Herzen genommen, mich zurückgezogen und gegrübelt, mich fast überrollen lassen.
Mit einigen Menschen aus meinem Umfeld habe ich darüber gesprochen. Vielen geht es ähnlich. Häufiger Lösungsvorschlag: keine Nachrichten mehr schauen, alles ausblenden, auf sich schauen, dadurch gewinnt man an Stärke und stärkt auch sein Umfeld.
Wirklich?
Ich stelle fest: Das ist keine Alternative für mich. Zu präsent sind mir noch die Schilderungen meiner Mutter vom 2. Weltkrieg, von ihrer ‚Kinder-Landverschickung’, die Beschreibungen auch meiner Großeltern, die Tatsache, dass mein Opa 1945 glücklicherweise „zur falschen Zeit am falschen Ort“ war, wäre er doch ansonsten für den finalen Schlag auch noch eingezogen worden. Die Geschichte, wie meine Großeltern Betroffene bei sich haben „wohnen“ lassen.
Zu eindringlich der Appell von Margot Friedländer und den noch lebenden Zeitzeugen.
Damals wurde auch zu oft weggeschaut, „Wird schon alles gut …“, „Das ist doch alles nicht so schlimm“, „Es gibt ja keine Mehrheit“. Was geschehen ist, weiß jeder, auch wenn man es nicht mehr hören oder lesen mag.
Jeder mag für sich selbst entscheiden, wie er damit umgeht.
Jede mag für sich selbst entscheiden, ob und wie sie bei der nächsten Wahl ihre Stimme sprechen lässt.
Aber niemand kann hinterher mehr sagen, er hätte es nicht gewusst oder geahnt.
Und ein „hätte ich mal“ kann auch dieses Mal zu spät sein. Vielleicht nicht für einen selbst. Aber für viele andere. Die USA macht es uns täglich vor.
Für mich habe ich entschieden, dass ich hinschauen und versuchen werde, meinen Beitrag zu leisten. Sei es mit dem Teilen von Posts, mit Unterschriftkampagnen gegen Rechts, mit Spenden für NGOs …
Und ja, auch damit, auf Demos gegen Rechts zu gehen.
Ich möchte mir nicht später gestehen müssen, ich hätte nichts gemacht.

Mein Blog-Rückblick vom Januar
Mein Januar war auch ein Schreibmonat: Ich habe es nicht nur geschafft, wieder einmal einen Newsletter auszusenden, sondern zusätzlich 4 Blogartikel zu verfassen. Ein weiterer ist in der Pipeline, es geht um Wave-Blogging. 😉 Wie sehr das zu mir passt!
12 von 12 im Januar – in den Tag hinein

Am Ende wird alles gut … grrr!

Das war mein Jahr – Jahresrückblick 2024

MoRüBli Dezember 2024

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… findest du oben 🙂
Februar-Visionen
Am 1. Februar startet mein nächstes Korrektorat-Projekt: Heißt auf Deutsch, dass ich die nächsten zwei Wochen wieder im Offline-Modus zwischen Schreibtisch und Hochtisch unterwegs bin. Je schneller ich bin, desto schneller kann ich wieder ins Frühjahr hinaus und fotografieren gehen.
Was dann wirklich im Februar passiert sein wird, liest du demnächst.
Bis Anfang März!
Und nein, ich wähle im Februar keinen Merz!

Wer schreibt hier?

Ich bin Ulrike, Wahlwienerin mit deutschem Migrationsvordergrund und auf dem Weg in meinen schönsten Lebensabschnitt bzw. schon mittendrin. Als Bloggerin, Texterin, Copywriterin, Korrekturleserin, Community-Managerin und Hobby-Fotografin reise ich gerne, bin aber genauso gerne auch daheim, wo ich es mir immer recht gemütlich mache und mein Leben genieße.
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